Untertauchen - Wie lange kannst du die Luft anhalten?
- Sibylle
- 15. Mai
- 1 Min. Lesezeit
Nach dem Gymnasium hatte ich mit meiner Stimme abgeschlossen. Nicht laut, nicht dramatisch – eher leise, fast unmerklich. Es war ein schleichender Abschied: vom Singen, von der Musik, von einem Teil von mir. Mein Vertrauen in mich und meine Kreativität war erschüttert und der gesellschaftliche Druck, etwas „Richtiges“ zu studieren, liess kein Raum zum Träumen.
Ich entschied mich für ein Studium – vielseitig, anspruchsvoll, akademisch. Und tatsächlich: Es war spannend, ich war gefordert und ich konnte mich darin verlieren. Musik, Kreativität, Ausdruck – all das schob ich beiseite.
Ich tauchte regelrecht unter. Lebte ein Leben das funktionierte aber mich nicht erfüllte. Mein Alltag wurde passiv – ich hatte nicht das Gefühl, wirklich etwas zu bewirken. Ich war beschäftigt, aber innerlich leer.
Meine Stimme war nie ganz weg – sie war nur leiser geworden. Nur in wenigen Momenten durchbrach etwas diesen Zustand: Bei Präsentationen vor Publikum oder bei Chorauftritten. Nicht wirklich im Rampenlicht, aber doch verbunden mit meiner Stimme. Diese Momente fühlten sich anders an – echter, wacher, lebendig.
Und irgendwann wurde mir klar: Ich kann meine Bedürfnisse nicht ewig unterdrücken.
Es brauchte Mut und einen radikalen Schnitt. Ich kündigte meinen Job, ließ die scheinbare Sicherheit hinter mir und startete eine Ausbildung zur Musicaldarstellerin in London. Ich schlug einen völlig neuen Weg ein – oder vielleicht eher: Ich fand zurück zu meinem alten, eigentlichen Weg. Und in dieser Ausbildung fand ich endlich wonach ich schon so lange suchte...

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